Die Ausstellung „Schlote, Schnaps & Schlempe. Die Kornbrenner von Sendenhorst"
Der Arbeitskreis Stadtgeschichte wurde im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Dabei war mit dieser Gründung von Anfang an die Absicht verbunden, die Sendenhorster Brennereien und insbesondere ihre Rolle im kommunalen Leben zu untersuchen. Im Rahmen der Stadtsanierung ab den 70er Jahren wurden alle Kornbranntweinbrennereien im Stadtkern abgerissen. Angesichts der neuen modernen Bebauung geriet sehr schnell in Vergessenheit, wie sehr diese großen Brennereibetriebe mit ihren Schonsteinen, Kesselhäusern, Brennereigebäuden und Ställen das Stadtbild und das Leben in der Stadt geprägt hatten. Zudem stand bereits zum damaligen Zeitpunkt die Erlebnisgeneration nur noch teilweise für Befragungen zur Verfügung. Da also eine wichtige Phase der Stadtgeschichte im Gedächtnis der Sendenhorster Bevölkerung schon fast „verloren" schien, lag es nahe, als erstes Projekt des neu gegründeten Arbeitskreises Stadtgeschichte die Untersuchung der Kornbrennereien zu wählen.
Ausgehend von den Aufzeichnungen Heinrich Petzmeyers zu den Sendenhorster Kornbrennern in seinem Werk „Sendenhorst, Geschichte einer Kleinstadt im Münsterland" und den Beständen des Stadtarchivs, wurden zunächst Interviews mit ehemaligen oder noch aktiven Brennern und Angehörigen geführt. Ergänzend sichteten die Mitarbeiter des Arbeitskreises meist gemeinsam mit den Familien die hauseigenen Archive. Mit dem Ziel, zu einem späteren Zeitpunkt ein möglichst vollständiges Findbuch zum Thema „Kornbrenner in Sendenhorst" zu erstellen, wurde das gefundene Material in eine Datenbank aufgenommen.
Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde deutlich, dass zwar eine Fülle von interessanten Dokumenten zum Thema existiert, dass jedoch im Hinblick auf die einzelnen Brennereien die Quellenlage sehr unterschiedlich ist. So kann mit dem Archivmaterial der Familien Rötering, Werring und Arens-Sommersell die Entwicklung der Brennerei, des Hofes und der Familie nahezu lückenlos, mit dem der Familien Horstmann, Everke und Bonse wenigstens annähernd dokumentiert werden. Dagegen waren zu anderen Betrieben wie Silling an der Oststraße, Lainck-Vissing (Hankmann), Suermann, Panning (Hallermann), Graute, Silling am Westtor, Werrring an der Südstraße und Jönsthövel sowie die außerhalb gelegenen, schon lange inaktiven Betriebe Telges-Homann,Vrede und Tergeist im Grunde nur noch die sog. Spezialakten zum Betrieb der Dampfbrennereien und einige wenige Hinweise im Stadt- bzw. Kreisarchiv zu finden. Aufgrund dieser Tatsache fasste der Arbeitskreis den Entschluss, in der Ausstellung keine vollständige Darstellung der einzelnen Brennereien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart zu präsentieren und die Betriebe auch nicht vergleichend nebeneinander zu stellen.Vielmehr sollten interessante Themenbereiche dargestellt werden, die exemplarisch das Wirken und die Bedeutung der Sendenhorster Kornbrennereien und der Besitzerfamilien innerhalb des städtischen Lebens verdeutlichen. Dazu gehört neben der technischen und baulichen Entwicklung der Brennereien vor allem auch ihre Rolle auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet.
Daneben aber war es durchaus ein Anliegen des Arbeitskreises, in der Ausstellung mit historischen Geräten alte Techniken und Arbeitsabläufe zu verdeutlichen.
Mit dieser Zielsetzung und auf Grundlage der erarbeiteten Materialien wählten die Mitglieder
1. Grundlagen des Brennverfahrens.
2. Die Sendenhorster Brennereien: Bauliche und technische Entwicklung.
3. Exemplarische Darstellung: Entstehung und Entwicklung Sendenhorster Brennereien anhand von Urkunden, amtlichem Schriftmaterial und Plänen (Amtsakten).
4. Brennereibetriebe und Stadtbild im Wandel der Zeit (vor und nach der Stadtsanierung)
5. Die Vermarktung des Sendenhorster Korns (Vertriebswege, Messe, Werbung usw.)
6. Sendenhorster Kornbrenner und öffentliches Engagement
7. Die Sendenhorster Brennereien in der Presse
8. Filmabteilung:
a. Der Brennnvorgang in aller Kürze
b. Die historische Entwicklung des Kornbrennens
c. Es war einmal! Die Sendenhorster Kornbrenner damals und heute
9. Lese- und Hörstation: „Sprechende" handschriftliche Dokumente, Urkunden
10. Erlebnisbereich
a. Historische Geräte und ihre Funktionen (u.a. Zapfanlage, Fassrampe, Lastenkran)
b. Verkaufsbereich (Broschüre, Brennerflohmarkt zugunsten des geplanten Sendenhorster Kulturpfades)
Als Hauptausstellungsräume dienen der Kaminraum und die in Themennischen eingeteilte Tenne von Haus Siekmann. Zusätzlich wurden zwei kleinere Ausstellungsbereiche in den Foyers beider Sendenhorster Banken, der Sparkasse und der Volksbank, geschaffen, um die viel- fältigen Beziehungen zwischen den Sendenhorster Kornbrennern und den beiden Geldinstituten zu verdeutlichen.
Für alle Vorarbeiten zur Realisierung der Ausstellung, von der Konzepterarbeitung bis zum Aufbau der Exponate, zeichnete der Arbeitskreis Stadtgeschichte verantwortlich, wobei man, wie oben bereits erwähnt, tatkräftig unterstützt wurde durch zahlreiche engagierte Mitglieder des Heimatvereins und andere interessierte Sendenhorster Bürger und Bürgerinnen.
Dabei nahmen die Mitglieder des Arbeitskreises ganz unterschiedliche Aufgaben wahr. So über- nahmen Clemens und Helga Berkemeyer eine erste Aufnahme aller verfügbaren dreidimensio- nalen Exponate, die Gestaltung der „Etikettenwand", das Aufkaschieren des Bildmaterials und die technische Ausgestaltung der Ausstellungsräume. Mathilde und Hans-Joachim Brüning stell- ten sich für die Produktion und Bearbeitung des kompletten Bildmaterials, zweier Dokumentenmappen und das Aufsprechen von Texten auf CD zur Verfügung; zudem waren sie Ideengeber für den Ausstellungstitel und die Plakatgestaltung. Werner Dufhues unterstützte das Vorhaben mit wertvollen Kontakten, historischem Bildmaterial, zeitraubenden Recherchen und der Transkription einer Vielzahl handschriftlicher Dokumente; Marietta und Hans Homeyer gestalteten neben den Archivrecherchen und der Mitarbeit bei der Entwicklung des Ausstellungskonzeptes den Themenkreis „Brenner und Presse". Ulrike Frede zeichnete für die Projektleitung und Koordination des Gesamtablaufes verantwortlich.
Ulrike Frede
Leiterin des Arbeitskreises Stadtgeschichte des Heimatvereins Sendenhorst