Dorf Sendenhorst

Von der bäuerlichen Siedlung zum Kirchdorf Sendenhorst - Dorf und Kirchdorf Sendenhorst - Erste urkundliche Erwähnungen

Von der bäuerlichen Siedlung zum Kirchdorf Sendenhorst


Wie die Geschichte nach den Sachsenkriegen weiter verlief, wie und vor allem wann sich eine selbständige Pfarre Sendenhorst entwickelte, warum ausgerechnet Sendenhorst, eine Siedlung wie jede andere, namengebend für die neue kirchliche Verwaltungseinheit wurde, das alles wissen wir vorläufig nicht. Wenn wir auch nicht den Zeitpunkt kennen, so läßt sich der mutmaßliche Ablauf der Pfarrgründung nachvollziehen. Dazu müssen wir die Entstehung der bäuerlichen Siedlung Sendenhorst nachzeichnen. Hier war die Urzelle des späteren Pfarrhofs und des mittelalterlichen bischöflichen Hauses Sendenhorst. 

Die altsächsische Siedlung Sendenhorst läßt sich durch sorgfältige Sichtung der Flurnamen, der Besitzverteilung und der Grundherrschaften erschließen. Der heutige Straßenname »Auf der Geist« erinnert an die älteste Ackerflur, ist aber genaugenommen unzutreffend, denn die am Kapellchen von der Landstraße Münster-Beckum nach Norden abzweigende Wohnstraße liegt nicht auf, sondern an der Geist. »Zur Geist«, genauso wie der Hofesname Tergeist, träfe die geographischen Verhältnisse besser. Westlich dieses alten Flurweges liegt auf deutlich gewölbtem, von West nach Ost verlaufendem Kiesrücken das »Sendenhorster Esch oder die Geist«, so auf einer Karte von 1731  31. Der Flurname »Geist« ist im Münsterland häufig. Er kommt auch in anderen Sendenhorster Bauerschaften vor und meint halb sandigen, halb lehmigen Boden in grundwassergeschützter Höhenlage. Wie bei vielen Geistfluren handelt es sich auch bei der Sendenhorster Geist um von Nord nach Süd verlaufende Langstreifenfluren in Gemengelage. Nach jahrhundertelanger ständiger Nutzung gab der Boden auf der Geist nicht mehr viel her. Geist-Grundstücke hatten keinen sehr hohen Handelswert. Sie wurden selten verkauft und nur gelegentlich getauscht. Deshalb ist es möglich, aus dem Register der Pastoratsländereien von 1583, der Flurkarte von 1731 und dem hundert Jahre jüngeren Urkataster die ältesten Eigentümer der Grundstücke auf der Geist und damit gleichzeitig die ältesten Höfe zu erschließen. Die Hofesstellen lagen am südlichen Rande des Gemeinschaftsackers, an der Wasseraustrittsstelle. Die hochmittelalterliche Straße von Münster nach Albersloh nach Beckum führt zwischen Höfen und dem Esch hindurch. Sechs Höfe, die wiederum durch Teilung aus drei Urhöfen hervorgegangen sind, lassen sich als Keimzelle der Siedlung Sendenhorst ausmachen. 

Siedlung Sendenhorst - Älteste Höfe


800

Name

Besitzer vor 1200

Besitzer um 1500

Hof 1

Rüschey 
Gobelenhove

Graf von Arnsberg 
?

Kloster Liesborn
Fraterherren

Hof 2

Tergeist
Geisterholt

Bischof von Münster
Edelherren von Steinfurt

von dem Berge (Lehen)
Rodde

Hof 3

Pastoratshof
Haus Sendenhorst

Bischof von Münster
Bischof von Münster

Pastor
von Merveldt

Als sich der Bischof von Münster entschloß, in Sendenhorst eine Pfarrkirche zu begründen, übereignete er der neuen Kirche sein Sendenhorster Gut (Hof Nr. 3). Das Kirchgebäude wurde jedoch nicht innerhalb oder bei der Eschsiedlung Sendenhorst, sondern 400 m östlich errichtet. Die Wahl des Ortes verrät Umsicht und Überlegung. Der Platz liegt zentral für die übrigen zugeordneten Siedlungen. Er ist der höchste Punkt auf dem nach Osten fortlaufenden Kiesrücken. Noch heute kann man erkennen, daß alle Straßen zum Kirchplatz hin deutlich ansteigen. 

Nachdem das Kirchengebäude abseits der alten Siedlung errichtet worden war, wanderte auch der bischöfliche Haupthof, der Pfarrer und Pfarrei versorgen sollte, vom Esch weg in das neue Zentrum. Später wurde dieser Hof geteilt. Was nicht dem Pastorat verblieb, wurde bischöfliches Lehnsgut, aus dem sich dann das feste Haus Sendenhorst im Süden des Stadtgebiets, der »Drostenhof« entwickelte. So könnte sich die Entstehung und Entwicklung Sendenhorst von der altsächsischen Siedlung bis zur bischöflichen Pfarrei vollzogen haben. Urkundliche Anhaltspunkte gibt es nicht. Das ist nicht ungewöhnlich, denn die meisten sehr alten Orte oder Pfarreien werden erst im 11. oder 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. So ist auch die erste Nennung der Pfarre Sendenhorst keineswegs gleichzusetzten mit dem Gründungstermin.

Dorf und Kirchdorf Sendenhorst - Erste urkundliche Erwähnungen


1175. Westfälisches Urkundenbuch II, Urkunde 376.

Graf Heinrich von Arnsberg gestattet seinem Dienstmann Gottfried von Perreclo (Brexel, Wadersloh), einen Hof beim Dorf Sendenhorst aus Anlaß des Klostereintritts seines Sohnes Liesborn zu übertragen. (Es handelt sich um den Liesborner Hof Rüschey, dessen alte Hofesstelle in der späteren Bauerschaft Brock, ursprünglich Kössendrup, beim Hof Niestert gelegen hat). 

Ende 12. Jahrhundert. Evangeliar des Klosters Überwasser. 

Randbemerkungen über den frühen Besitzstand des Klosters: Drei Brüder von Saltesberge hatten mehrere Dienstleute in der »parrochia Sendenhorst« (Pfarrei Sendenhorst), denen sie die Freiheit schenkten und die sich darauf dem Stift Überwasser als Ministeriale übergaben. Ihre Namen waren Margareta mit ihren Kindern Herimann, Wernher, Dietrich, Heinrich, Bruno; dazu Alveradis, Schwester der Margareta, mit ihren Kindern Bruno, Menburgis, Margareta, und Johannes 32)

1230. Westfälisches Urkundenbuch III, Urkunde 271. 

Bischof Ludolf von Münster bekundet den Erwerb eines Zehnten des Klosters Hohenholte von Konrad von Lüdinghausen (decimam in parrochia Sendenhorst = Zehnt in der Pfarrei Sendenhorst). Der Zehnt brachte jährlich 11 Schilling und 12 Maß Weizen ein) 33).

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