3.6 Die Kornbrennerstadt
Sendenhorst war weit über die Grenzen des Münsterlandes als die Stadtmit den vielen Brennereien bekannt. Als äußeres Zeichen grüßten zahlreiche über 2O m hohe Schornsteine von weitem den Besucher; von diesen Kaminen rauchen heute nur noch drei.
Früher brauten viele Bauern sich selbst ihr Erntebier. Daraus entwickelten sich vielerorts Brennereibetriebe, in denen aus Getreide Korn gebrannt wurde. Der Schnaps ist in Sendenhorst und Umgebung als der "aolle Klaore" hochgeschätzt. Die Schnapsbrenner werden im Volksmund "Fuselstöarker" genannt. Der Straßenname "Fuselpättken" soll an die Blütezeit der Kornbrennerei erinnern.
Frage:
Weißt du, wo das Fuselpättken liegt.
Sendenhorster Brennereibetriebe
Die Kornbrennerei mit der längsten Tradition befand sich im Haus Weststr.13, in dem ab 1768 Schnaps gebrannt wurde. Dieser Betrieb gehörte zuletzt den Brennern Brüning / Roetering, deren Brennerei nach Ahlen auf den Hof Gassner Schulze-Roetering ausgelagert wurde.
Weitere zum Teil traditionsreiche Kornbrennereien in Sendenhorst waren:
Arens - Sommersell Beumer / Jönsthövel
Böcker / Laink-Vissing Bonse
Bücker / Tribus Everke
Elmenhorst Hesse / Graute
Homann / Telges Horstmann / Rhemen
Panning Ridder / Wieler / Herweg
Schindeler Silling (Oststr.)
Silling (Weststr.) Suermann
Tergeist Vrede
Werring / Löbker Werring / Zurmühlen
Von diesen Betrieben hielt sich ein Dutzend bis in die 60-er Jahre dieses Jahrhunderts. Heute sind noch drei Brennereien in Betrieb:
Werring , Elmster Berg
Horstmann, Rinkhöven
Arens - Sommersell, Hardt
Der letzte Brennereikamin in der Sendenhorster Innenstadt ist der Bonsesche Schornstein an der Westenpromenade, - ein Zeugnis der Brennereitradition. Er wurde 1985 unter Denkmalschutz gestellt.
Aufgabe: Suche auf der Höfekarte die drei noch bestehenden Brennereibetriebe.
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Wie aus Körnern Korn wird
Das Kornbrennen hat in Westfalen eine 400 Jahre alte Tradition. Die
folgende Schautafel zeigt, in welchen Schritten das Kornbrennen abläuft:
1) Im Dämpfer wird die im Getreide enthaltene Stärke freigelegt. Es entsteht ein Brei, die sogenannte Maische.
2) Im Vormaischbottich wird der Maische Gerstenmalz zugesetzt. Durch das Malz wird die Stärke in Zucker umgewandelt. Beim Abkühlen wird Hefe in die Maische gerührt.
3) Im Gärkessel wandelt sich der Zucker durch die Einwirkung der Hefe in Alkohol und Kohlensäure um.
4) In der Rohbrandkolonne wird die vergorene Maische zum Sieden gebracht. Der in Form von Dampf entweichende Alkohol wird amoberen Ende des Geräts aufgefangen und durch Abkühlung wieder verflüssigt. Dies ist die erste Destillation.
5) In der Feinbrandkolonne befreit eine zweite Destillation den Rohbrand von allen unerwünschten Geschmacks- undGeruchsstoffen.
6) Der hochprozentige Feinbrand wird auf die gewünschte Trinkstärke gebracht.
7) Der trinkfertige Korn wird nach einer gewissen Lagerzeit in Flaschen abgefüllt. Die Schlempe ist ein begehrtes Nebenprodukt des Brennens. Sie ist eiweißhaltig und wird an das Mastvieh verfüttert.
Zur Herstellung einer Flasche Korn (O,7Liter 32 Vol%) benötigt man 600 g Weizen.600 g Weizen sind ca.13000 Weizenkörner. Bei 35 Gläschen Korn ( 2cl ) in einer Flasche stecken in jedem Glas 37O Weizenkörner.
Das Branntweinmonopolgesetz
Es gibt ein strenges Gesetz, das über die Reinheit des Branntweins wacht, das Branntweinmonopolgesetz aus dem Jahre 1922. Korn darf sich nur derKlare nennen, der aus Getreide wie Weizen, Roggen oder Gerste gebrannt ist ohne Zusatz von Würz- oder Aromastoffen. Hersteller, die sich diesenharten Bedingungen unterwerfen, haben das Recht, ihr Produkt „Korn“ zu nennen.
Rätselaufgabe:
1) Wo wandelt sich der Zucker in Alkohol um.
2) Wo kommt es zur ersten Destillation.
3) Wie viele Sendenhorster Brennereien sind heute noch in Betrieb.
4) Wo steht der letzte Brennereikamin der Innenstadt
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