3 - Handel & Handwerk

3.3 Die Seilerei Hölscher

Seit dem Jahre 1803 betrieb die Familie Hölscher an der Weststraße eine Seilerei.

Früher benötigten vor allem die Bauern und Ackerbürger Seile als Ackerleinen, Zugstränge und Viehstricke für die Pferde und Kühe. Um die Heufuder auf den Erntewagen zu befestigen, brauchten die Bauern lange Reepen (Seile).

Aber auch in jedem Haushalt gab es Seile, wie z.B. Wäscheleinen. Wenn die Glocken läuteten, dann standen die Messdiener unten in der Kirche und zogen kräftig am Glockenstrang. Die Seile wurden aus Hanf gefertigt.

Bilder von rechts:
Johann Bernhard Hölscher, *1816 +1890 /  Sohn Bernhard Theodor Hölscher, *1848 + 1916

Der Hanf wird für kräftige Gewebe und Futterstoffe verwendet und kann auch mit anderen Fasern versponnen werden. Er dient hauptsächlich zur Herstellung von Seilen und Schiffstauen. Die

Herstellung eines Seiles

Erst wurde der Hanf zu dünnem Garn gesponnen. Für ein Seil musste der Seiler viele Garnstränge zusammendrehen oder auch zusammenschlagen, wie es in der Fachsprache heißt.

Der Seiler band sich ein Hanfbündel um die Hüfte. Ein Hanfende befestigte er an der Spinnmaschine, und rückwärtsgehend spann er dann einen dünnen Faden. Längs der Spinnbahn standen mehrere Pfosten. An den Pfosten waren Zinken, die wie eine umgedrehte Harke aussahen, befestigt. Durch die Zinken legte der Seiler die vielen dünnen Fäden. So konnten sie sich nicht verheddern. Wenn nun genug Fäden gesponnen waren, verdrehte er sie mit Hilfe des Seilgeschirrs zu einem Seil. Ein Garnende war dabei am Nachschlitten befestigt. Der Findling (alter, dicker Stein), mit dem der Nachschlitten beschwert wurde, liegt noch heute dort in der Promenade.
Das Spinnen und Zusammenschlagen der Seile betrieb Seilermeister Hölscher noch bis 1922 in der Westenpromenade. Am Ende der Promenade an der Südstraße stand ein drei mal drei Metergroßes Spinnhäuschen mit der Spinnmaschine darin.




Skizze der Seilbahn


1922 wurde das Spinnhäuschen abgebrochen, weil die Garne mittlerweilemaschinell gesponnen wurden. Bis 1960 hat Anton Hölscher aber noch Seile in seiner Werkstatt zusammengeschlagen.

Aufgabe:
Lass dir von deinen Eltern oder in der Schule zeigen, wie man eine Kordel
herstellt