1.2 Brände im alten Sendenhorst
In der geschichtlichen Entwicklung der kleinen Stadt Sendenhorst spielen die Brände eine beträchtliche Rolle. Die Anzahl und Heftigkeit lassen uns heute noch überraschen. Meistens waren Unvorsichtigkeit und Fahrlässigkeit die Ursache für die verheerenden Feuersbrände. Blättern wir einmal in der Chronik unserer Stadt:
Im Jahre 1746 brannte das Haus des Schmieds Hermann Bering, das damals die Nummer 205 trug, nieder. Hermann Bering hatte, als er schmiedend an der Esse (Schmiedefeuerstelle) stand, im Zorne mit einem glühenden Eisenstück nach seiner Frau geworfen. Es entstand ein Brand, der das Beringsche Haus in Asche legte.
Am 19.September 1749 entstand in dem früher mit der Nummer 208bezeichneten Hause, also dicht bei dem Hause des Schmieds Bering, eine Feuersbrunst, die zu den größten zählt, die Sendenhorst jemals getroffen hat. Wie es heißt, hatte man am Feuer Flachs zum Trocknen aufgehängt, der in Brand geriet; und in kurzer Zeit stand das ganze Haus in hellen Flammen. Von hier aus griff das Feuer weiter um sich und zerstörte alle Häuser bis zum Südtor. Mehr als hundert Häuser, in denen die Ernte zum großen Teil schon aufgebracht war, gingen in diesen Tagen in Flammen auf. Auch das Pfarrhaus wurde von den Flammen vollständig vernichtet.
Am 17.April 1751 brach wieder in der Nähe der beiden letzten Brandherde, diesmal im Hause Nummer 202, eine Feuersbrunst aus. Das Haus lag dem Garten des Pastors gegenüber und wurde von dem Schmied Osthues bewohnt. Die Ursache dieses Brandes war ähnlich der des letzten großen Brandes. Man führt die Entstehung darauf zurück, dass beim Schmieden des Eisens eines von den umhersprühenden, glühenden Eisensplitterchen sich im Flachs verfing, der zum Trocknen in der Schmiede hing. Das Feuerzerstörte alle Gebäude bis zum Westtor. In dem Haus dieses Schmieds Osthues soll übrigens früher schon mal ein Brand ausgebrochen sein.
Am 10.April 1764 wurde Sendenhorst abermals von einem größeren Feuer heimgesucht. Es war am Abend, als ein sechsjähriger Junge im Haus Nummer 32 mit einer Öllampe auf die Hille (Futterboden) kletterte, um ein Huhn zu fangen. Es ist kaum zu verstehen, dass die Eltern es duldeten, dass so ein kleiner Junge mit einer Lampe zwischen den leicht brennbaren Stoffen gehen durfte, um ein Huhn zu fangen, was schon Erwachsenen Schwierigkeiten macht. Und diese Unvorsichtigkeit rächte sich bitter: Es entstand ein Brand, der auf die Nachbarhäuser übergriff, und 17 Häuser gingen an diesem Abend in Flammen auf.
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Am 29.April 1806, nachmittags um zwei Uhr, entstand auf dem Schleiten im Haus des Webers Schlüter aus nicht bekannt gewordener Ursache die größte Brandkatastrophe, die Sendenhorst jemals heimsuchte. Gott gebe, dass wir so etwas nicht noch einmal erleben müssen. Begünstigt durcheinen heftigen Wind breitete sich das Feuer in solch einer Schnelligkeit aus, dass in wenigen Stunden 154 von damals 280 Wohnhäusern in Aschelagen. Auch der Turm der alten Kirche, das Rathaus und das Pfarrhaus wurden ein Raub der Flammen. Nur Häuser an der Südstraße und ein Teil des Nordviertels blieben vom Feuer verschont. Am Baustil und an den Inschriften kann man heute noch mit ziemlicher Sicherheit feststellen, wieweit das Feuer um sich gegriffen hat.
Die Chronik erzählt uns, dass in den betrachteten60 Jahren, die Stadt fast zweimal ganz abgebrannt ist. Fragen wir nach den Ursachen dieser häufigen Brände, so lag es oft am Trocknen des Flachses in den Backöfen oder auf den Stubenherden. Weiterhin lag es an der Bauart der noch im allgemeinen mit Stroh gedeckten Häuser. Hinzu kam noch die beengte Lage der Häuser, die sich dicht aneinander -drängten, so dass im Falle eines Brandes gleich auch die Nachbarschaft in Flammen aufzugehen drohte. Man musste Wege finden, die Ausbruchsgefahren zu vermindern und ein erst einmal ausgebrochenes Feuer schnell und wirkungsvoll zu bekämpfen. Nachbarschaftliche Hilfe galt als höchstes Gebot. Nun versuchte man immer mehr, alles zu beseitigen, was die Feuersgefahr erhöhte. Ein jeder musste einen ledernen Wassereimer und den Haken am rechten Platz haben. Beinahenden Sommergewittern stellte man einen Kübel Wasser vor seine Tür. Viel später entstand aus diesen Anfängen die Feuerwehr. Auch heute noch gilt für jeden Feuerwehrmann der alte Wahlspruch: Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr.
Aufgabe:
1. Weißt du, wo dieses Feuerwehrhaus gestanden hat . (Schau dir das Foto von der Wößmannschen Mühle genau an, dort entdeckst du es vor dem Sankt-Josef-Stift)
2. Weißt du, wo heute das Feuerwehrgerätehaus steht.
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