Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…
Vorweg: Der Bürgerkrieg ist vorbei. An keiner Stelle hat man sich unsicher gefühlt, Polizisten mit MP sieht man ja auch z. B. in Köln am Hauptbahnhof. Taschendiebstähle haben wir keine erlebt, aber von „Inselkennern“ von solchen gehört.
Schon bei der Ankunft wird einem schlagartig bewusst, dass man in den Tropen gelandet ist. Läppische 31 Grad, allerdings 90 % Luftfeuchte (und selbst der Regen ist warm, genauso wie der Indische Ozean). Fragt der Busfahrer, der uns zum Hotel bringt: Deutschland really cold? Ja, was soll man da sagen, wenn man gerade einen Sommer mit 38 Grad und 5 Monate praktisch ohne Regen hinter sich hat. Really cold, ja jetzt im Januar schon, in Sri Lanka gibt’s nur Regen oder Sonne und die 30 Grad sind dafür konstant.
Schon auf der Hotelfahrt werfen einen die visuellen Eindrücke förmlich um, aber direkt als Erstes ein heimatverbundenes Thema: Bildstöcke! Natürlich mit Buddha, aber auch christliche mit der Mutter Gottes gab es zu sehen, denn mittlerweile leben die Religionen in Frieden miteinander. »Wir haben vom Krieg die Sch.. voll« so ein Reiseleiter. »Buddhisten, Hindus, Moslems und Christen tolerieren einander.« [Auch wenn nach den Attentaten im April 2019 dies nicht so erscheint. Es handelt sich aber um das Werk von Extremisten, und: Das könnte leider heute überall in der Welt passieren.]
Bildstöcke und Wegkreuze, die gibt es ja „zuhauf“ bei uns in Westfalen, alleine auf Sendenhorster Gebiet ca. knapp 30. In Albersloh sind die Bildstöcke in diesem Jahr wieder illuminiert, das kommt bestimmt auch noch für Sendenhorst, da ist der Heimatverein am Ball. In Sri Lanka sind alle Bildstöcke und Kapellchen illuminiert und das vom allerbuntesten und es gibt quasi eins an jeder Ecke. Alleine
das bringt eine Farbenvielfalt ins Spiel, die sich gar nicht vermitteln lässt. In 2019 wird es u. a. bei uns eine ausgearbeitete Bildstocktour geben. Wir, der Heimatverein arbeiten daran.
Aber so, wie es in Sri Lanka war, war es dann doch zu grell, aber schön! Bei uns ist es ja grün, also wenn der Sommer nicht alles wegbrennt, aber dort ist es eine grüne Hölle. Meine kleinen Zimmerpalmen würden bei jedem Einheimischen Mitleid erregen: Kein Wunder, die Bananen und Fikusse erreichen ungeahnte Dimensionen. Die Flora ist schon gigantisch, aber auch viele Tiere gibt’s zu sehen: Echsen, Warane, Affen, Elefanten, Schildkröten, ja sogar Blauwale.
Das Land ist im Kommen, die Alphabetisierungsquote beträgt weit über 90%, ein Spitzenwert! Überall sieht man die Kinder in ihren weißen Schuluniformen. Auf gute Ausbildung wird Wert gelegt. Gleichberechtigung von Mann und Frau setzt sich durch. Zu uns waren alle Menschen sehr offen wie z. B. die Busfahrer auf unseren Touren. Klar gibt es noch viel Armut, aber an der Bundesstraße reiht sich ein Einzelhandel an den nächsten. Da gab es alles zu kaufen, unbeschreiblich: über etliche Kilometer eine Verhökerbude neben der nächsten. Aber die Straßen und die Autobahn sind tiptop. Das würde man sich natürlich auch mal bei uns wünschen!
EIN WEITERES THEMA „AUS DER HEIMAT“:
Auf unserer Tour kamen wir zu den Mondsteinminen. In mühevoller Handarbeit wurden hier aus einer 20 Meter tiefen Mine per Hand Mondstein und andere Edelsteine gewonnen. Anschließend wurden sie in Kleinsthandarbeit zu schönen Steinen verarbeitet. Gut, vielleicht war das so vor 20 Jahren. Der angrenzende Show-Room war nämlich dem Standard einer europäischen Großstadt vergleichbar. Letztlich war klar, dass die Arbeiter wohl nicht auf diese traditionelle Art produzieren und das Ganze wohl eher Show war. Hier der Bezug zur Heimatgeschichte: In den 1880er Jahren gab es im südlichen Münsterland den Strontianitboom. Das Mineral wurde hier in unserer Gegend im südlichen Münsterland als einzigem Standort weltweit abgebaut. Es diente der Zuckerherstellung. Leider erlahmte der Boom ganz schnell, nachdem ein Ersatzprodukt für die Entzuckerung gefunden wurde. Diese Mine als Show-Mine hier vor Ort, das wäre doch mal was, denn spektakulär war es schon.
ZUR KOLONIALZEIT IST ZU SAGEN:
Zuerst waren die Holländer hier am Ort nach dem 30-jährigen Krieg und bauten u. a. die Festung Galle (Bild). Es folgten die Portugiesen und dann die Engländer. 1948 wurde Sri Lanka unabhängig. Seit 1972 ist die englische Queen hier nicht mehr Königin, sondern ein gewählter Präsident ist Staatsoberhaupt. Viel wurde von den Engländern übernommen und
die negativen Seiten der Kolonialzeit sind mental überwunden. Der Linksverkehr funktioniert, obwohl selber fahren mochte niemand. Warum auch, dazu gibt es ja das Tuk-Tuk-Taxi und das macht immer Good Price Apropos: Bis auf Zigaretten ist alles recht günstig, bezahlt wird mit Rupien. Geld kann man überall tauschen, Euro und Dollar sind willkommen genauso wie die Kreditkarte. Kleiner Reisetrick, den ich gelernt habe: Mit Dollar kann man Trinkgeld feiner dosieren als mit Euro – aufgrund des 1-Dollar-Scheines! Auf dem Weg zurück in die Heimat war ein Fliegerwechsel in Abu Dhabi angesagt. Der Flughafen dort war schon und da musste man zwangsläufig an den Sendenhorster Airport denken. Dieser wurde Anfang der 1970er Jahre als ein internationales Drehkreuz genau vor unserer Haustür geplant, mit insgesamt 5 Start- und Landebahnen in der letzten Ausbaustufe (bis 1980). So ist es nicht gekommen und nur die Luftaufnahmen verraten, wie es damals ausgesehen hätte, wären die Flieger hier vor der Haustür gelandet und nicht wie heute in Düsseldorf.