Schätze im Kreis Beckum – Münzfunde in der Gegend
Der Text ist bis hier unleserlich, und der Inhalt lässt sich nur erahnen...
KEIN FUNDE AUS DER RÖMERZEIT
So wird von zahlreichen römischen Münzfunden in Westfalen berichtet, aber bisher noch von keinem Fund im Kreis Beckum. (...)
Dies könnte sich vielleicht in Zukunft gegebenenfalls noch ändern. Eine These aus späterer Zeit lautet, dass der römische Feldherr und Statthalter in Germanien, Quinctilius Varus, auf den Eroberungszügen auch durch unsere Gegend kam. (...) Zwei Münzen wurden als Grabbeigaben in einem fränkischen Gräberfeld bei Beckum gefunden. Die Gräber stammen aus dem 7. Jahrhundert, also der Zeit der Völkerwanderung. Es handelt sich um fränkische Gräber. (...)
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LIESBORN
... wurde im Oktober 1904 entdeckt, als die Brömser Linde neben der Mühle von Hentrup, Gemeinde Liesborn, im Zuge des Straßenbaus beseitigt wurde.
Man fand ein kleines Gefäß mit 64 Silbermünzen und einem kleinen viereckigen Schmuckstück. Es handelt sich also um einen regelrechten Schatzfund, dessen Münzen seine Vergrabung etwa in die Zeit um 1115 verweisen. Er berichtet uns deutlich, wie das Geld aussah, das um 1115 im Gebiet des Kreises Beckum im Umlauf war. Man kannte damals nur Silbergepräge, den Pfennig im Gewicht von etwa 1,2 g Silber und einem Durchmesser, der etwa dem heutigen Zehnpfennigstück entspricht. Der weitaus größte Teil der Hentruper Münzen, über 50 %, entstammt der Münzstätte Soest. Soest war zu Beginn des 12. Jahrhunderts das große westfälische Handelszentrum, so sind denn seine Münzen auch so reichlich in dem Hentruper Schatzfund vertreten. Alle anderen Münzstätten treten dahinter weit zurück. So enthielt der Fund von Herford nur ein Stück, von Goslar zwei und selbst aus der großen Handelsmetropole Köln nur drei Pfennige. Rein zufällig sind ferner auch zwei um 1110 in Bamberg geprägte Pfennige in den Schatz geraten. Dagegen sind die dreizehn flandrischen Pfennige des Fundes sicherlich nicht nur zufällig in den Fund geraten; sie machen über 20 % des Fundinhaltes aus und legen die Vermutung nahe, daß der Eigentümer und Vergräber des Schatzes irgendeine Handelsbeziehung nach Flandern gehabt haben mag. Wer der Eigentümer gewesen sein mag, wird wohl immer in ein Dunkel gehüllt bleiben; es läßt sich durch nichts beweisen, daß er eine Verbindung zu Mönchen des Liesborner Klosters gehabt hätte, die gerade damals schwere Zeiten und Kriegszüge über sich ergehen lassen mußten. Jedenfalls läßt der Hentruper Fund aber doch erkennen, daß die Naturalwirtschaft zu Beginn des 12. Jahrhunderts wieder im Abklingen war und die Geldwirtschaft an Bedeutung zunahm.
OELDE
Der Fund wurde, wie die »Glocke« am 16. Februar 1892 zu berichten wußte, auf dem Schützenhof zu Oelde entdeckt und enthielt Silbermünzen aus aller Herren Länder. Leider ist der Fund damals nur ganz summarisch aufgezeichnet worden, aber einige in das Bielefelder Museum gelangte Fundstücke lassen doch erkennen, daß dieser Oelder Schatz um 1370/75 vergraben worden sein mag. Unter seinen Münzen stehen die Gepräge von Münster und Osnabrück weitaus an erster Stelle, gefolgt von Pfennigen von der Grafschaft Mark, Dortmund, Essen und Werden. Weiterhin waren Münzen darunter von Ravensberg, Paderborn, Lippe, Brilon und Recklinghausen, aber auch auswärtige, nichtwestfälische Münzen aus den Niederlanden (Utrecht, Brabant, Holland, Flandern), den Rheinlanden, England, Schottland, Frankreich und Böhmen. So bunt war das Gelddurcheinander im Lauf des 14. Jahrhunderts geworden; um 1370/80 wurde Westfalen von großen Inflationen erschüttert, und der Oelder Schatzfund ist nur ein Spiegelbild davon. Beim Oelder Fund, der um 1375 in die Erde gekommen sein dürfte, läßt sich das Schicksal des Eigentümers und Vergräbers auch besser und eindeutiger erklären. 1376 begann die große Tecklenburger Fehde der Bischöfe von Münster und Osnabrück gegen den Grafen von Tecklenburg und den Burggrafen von Stromberg. Die Belagerung von Stromberg im Jahre 1376 hat sicherlich auch die ganze Umgebung in Mitleidenschaft gezogen und dürfte damals auch den Eigentümer des Oelder Schatzes hinweggerafft haben, der sein Vermögen so gut versteckt zu haben glaubte.
SENDENHORST – UND JETZT ZU UNSEREM SCHATZ -
Der nächstjüngere Schatzfund, vergraben etwa um 1425, zählt auch wieder zu Westfalens bedeutendsten Münzfunden. Er wurde am 30. November 1932 in Sendenhorst in einer zum Hofe Große Kogge gehörigen Sandgrube entdeckt. In drei Tongefäßen steckten mehrere tausend Münzen, vorwiegend aus Silber, aber es waren auch wenigstens zwei Goldstücke darunter. Leider ist dieser für die münsterländische Geld- und Wirtschaftsgeschichte so überaus wichtige Fund gleich zu Beginn in die falschen Hände geraten und für die Wissenschaft nahezu verloren gegangen. Die Finder glaubten, besonders geschäftstüchtig zu sein, und verkauften die Münzen partienweise in alle Welt; bei manchen Interessenten sind sie dabei tüchtig über das Ohr gehauen worden, in anderen Fällen haben sie tatsächlich gelegentlich auch den Gegenwert erhalten. Sie hätten besser daran getan, sich zunächst mit einem Museum, wie etwa dem Landesmuseum in Münster, in Verbindung gesetzt zu haben, das sie kostenlos über den Wert ihres Fundes aufgeklärt und ihnen Wege des reellen und günstigen Verkaufes gewiesen hätte. Nach § 984 des BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) steht bei der Entdeckung eines solchen Schatzes ja sowieso die eine Hälfte dem Finder und die andere Hälfte dem Grundstückseigentümer zu, man ist nur verpflichtet, den Fund zunächst einer Behörde oder besser einem Museum anzuzeigen, damit der Fund im Sinne der Heimat- und Landesgeschichte wissenschaftlich ausgewertet werden kann.
Milchvertrieb in den 1930ern in Sendenhorst - A. Kersting
Der Sendenhorster Fund fällt in eine Zeit, da Westfalen bereits wesentliche Geld- und Währungsverschiebungen hinter sich hatte. Münster und Osnabrück, die im Oelder Fund um 1375 noch so reich vertreten waren, kommen im Sendenhorster Fund kaum mehr vor. Man hatte infolge der wirtschaftlichen Veränderungen dort inzwischen für eine längere Zeit die Prägung eingestellt. An westfälischen Münzen enthält der Sendenhorster Fund so denn auch fast ausschließlich Silberpfennige der Grafschaft Mark (Münzstätten Hattingen, Schwerte, Unna, Breckerfeld) und der Grafschaft Limburg (Münzstätten Hohenlimburg und Rellinghausen). Neben dieser westfälischen Gruppe wäre als weiterer Fundteil eine große Zahl von »Witten« der norddeutschen Hansestädte Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Anklam, Stralsund usw. zu nennen. Eine Anzahl dieser norddeutschen Witten, die die Hansebeziehungen zwischen dem Münsterland und Norddeutschland erkennen lassen, tragen nachträglich eingeschlagene Stempel, sogenannte Gegenstempel. Am häufigsten war der Kopf des hl. Paulus als Gegenstempel auf den Witten anzutreffen, er war das Symbol der Stadt Münster. Ferner fanden sich Gegenstempel von Osnabrück (Rad) und Herford (Balkenschild). Diese Gegenstempel sollten der Bevölkerung den Unterschied zwischen guthaltigen und minderwertigen Witten zu erkennen geben. Gegenstempel, besonders der Pauluskopf von Münster, fanden sich auch in großer Zahl auf der dritten umfangreichen Gruppe des Sendenhorster Fundes, den niederländischen Groschen, die in ihrer Größe als ein Vielfaches des westfälischen Pfennigs gerechnet wurden und im Handel den Zahlungsverkehr erleichterten. Freilich fanden sich in ihrer Gesellschaft zahlreiche minderwertige Nachahmungen, so daß man auch hier zu dem Warnungsmittel des Gegenstempels griff. Naben dem Pauluskopf von Münster erscheinen das A von Unna, der Schachbalken von Hamm, der Balkenschild von Herford und das Rad von Osnabrück.
Unter die große Menge des Sendenhorster Fundes hatten sich auch weitgereiste Fremdlinge eingeschlichen, so ein Hohlpfennig des Deutschen Ordens in Ostpreußen, ein Grosso von Mailand und zwei böhmische Groschen, einer mit dem Gegenstempel von Soest (Schlüssel), der andere mit dem von Herford (Balkenschild). Die beiden bekannt gewordenen Goldstücke des Sendenhorster Fundes waren ein Goldgulden von Utrecht und ein Dukat König Sigismunds von Ungarn. Wer mag der Eigentümer des Sendenhorster Fundes gewesen sein? Sicherlich ein sehr reicher Mann, aber wir können es heute nicht mehr sagen, warum er etwa 1430 sein Vermögen vergraben hat und es dann für fünfhundert Jahre in der Erde liegengeblieben ist.
Der Heimatverein freut sich, dass einige der Sendenhorster Münzen den Weg »Nach Hause« gefunden haben und wünscht allen Freunden Sendenhorst ein Frohes Neues Jahr 2018!