Flurbereinigung bringt Mühlenreste ans Licht

Sendenhorst. Dass im Nordosten und Norden der Stadt die Angel still und eher unscheinbar vor sich hinfließt, ist vielen bekannt. Dass es an diesem Flüsslein früher Wassermühlen gegeben haben könnte, wird heute allenfalls noch an den Namen der Höfe deutlich, die sich an der Angel befinden. Diese hat in der Nähe von Ennigerloh ihre Quelle und mündet in Angelmodde in die Werse. Hofnamen erzählen, wenn man sie richtig deuten und „übersetzen“ kann, eine Geschichte. Und solchen Geschichten alter Höfe geht Dr. Heinrich Book, passionierter Heimatforscher, auf den Grund.

An der Angel hat es im Bereich von Sendenhorst wohl mal vier Wassermühlen gegeben, meint Heinrich Book. Wann sich allerdings das erste Mühlenrad dort gedreht hat, lasse sich heute nicht mehr bestimmen. Alten Dokumenten zur Folge sei es aber wahrscheinlich, dass es bereits eine Mühle gab, bevor es um 1300 einen Berufsmüller auf dem „Mellighoff“ gab.
 
 Manchmal hilf neben beharrlicher Recherche in Büchern und Dokumenten auch der Zufall, um Geschichte Lebendig werden zu lassen. So auch bei der „Mühlenforschung“ von Dr. Heinrich Book. Auf dem Hof Suermann unweit der Angel in der Bauerschaft Rinkhöven hat der Namensforscher von Theodor Suermann erfahren, dass es im Bereich der Pappeln an der Angel früher ein so genanntes „Kolkschem“ gegeben habe. Dieser Begriff setzt sich laut Heinrich Book aus den niederdeutschen Worten Kolk und Schem zusammen. Während sich ein Kolk als mit wasser gefüllte Vertiefung noch einiger Bekanntheit erfreut, wird der Schem mit Steg übersetzt. Antor Suermann habe seinem Sohn Theodor früher erzählt, dass es im Bereich des „Kolkschems“ früher eine Mühle gegeben habe, die zum Gutshof derer von Schorlemer im Bereich des Schörmels gehört habe. „Ich selbst habe gesehen, dass man bei der Umleitung der Angel beziehungsweise deren Begradigung mit dem Bagger in der Nähe des Schems alte Eichenbalken aus der Erde gebuddelt hat. Dabei wurde immer wieder davon gesprochen, dass diese Balken von einer alten Mühle stammen“, habe Theodor Suermann berichtet. Die Arbeiten an der Angel seien in den Jahren 1959 bis 1960 im Rahmen der Flurbereinigung durchgeführt worden.
 
 Die Zugehörigkeit der Mühle zum Gutshof Schorlemer sei allgemein bekannt gewesen. Der Gutshof habe übrigens etwa dort gestanden, wo sich heute die Brennerei Horstmann befindet. Womit sich der Kreis schließt. Denn auf dem Anwesen der Brennerei sind alte Mühlsteine zu finden. Apropos Schorlemer: Von diesem Namen dürfte sich die heutige Bezeichnung „Schörmel“ ableiten.
 
 Die Existenz der vierten Mühle an der Angel ist wiederum der Recherche von Heinrich Petzmeyer zu verdanken. Er hat sie in der Nähe des heutigen Hofes Dernebockholt, der früher einer Familie Horstmann gehört habe, ausgemacht. Dass es diese Wassermühle tatsächlich gegeben hat, hat sich Heinrich Book in einem Gespräch mit einem Zeitzeugen bestätigen lassen. Paul Pohlmeier, Jahrgang 1924, wohnt heute in der Bauerschaft Elmster Berg. Er habe berichtet, dass er früher wegen der geringeren Entfernung zur Volksschule nach Alverskirchen gegangen sei. Mit den Nachbarskindern habe er den Weg vorbei am Hof Dernebockholt – heute auf Alverskirchener Gebiet gelegen – abgekürzt. „In den ersten Jahren meiner Schulzeit – ich wurde 1939 eingeschult – gab es in der Nähe des Hofes an der Angel ein Mühlenrad, das durch das Wasser in Bewegung gesetzt wurde“, erinnert sich Pohlmeier. Später sei dann die Wasserkraft durch Dampf ersetz worden. Wann genau, daran könne er sich nicht mehr erinnern.
 
 Dr. Heinrich Book berichtet, dass es bei der Mühle ein sehr großes, altes Kreuz aus dem Jahr 1720 gegeben habe. Dies sei bei der Beseitigung der Stauung an den Weg versetzt worden, der heute von der Landesstraße zum Hof Dernebockholt führt. Paul Pohlmeier habe schließlich auch berichtet, dass in der Mühle in ihrer aktiven Zeit vorwiegend Korn gemahlen wurde.

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