1971 März - Der Kardinal im Film: Drehtag in Sendenhorst
Sendenhorst. Mai 1945 in Sendenhorst. Tiefflieger, Panzergerassel. – „Was ist das?“ – „Panzer, amerikanische.“ Bischof Clemens August Graf von Galen im Gespräch mit seinem Hauskaplan Dr. Portmann im Hof des St.-Josef-Stiftes. „Wollen wir ins Haus gehen?“ – „Ja.“ – „Ob wir in Sendenhorst bleiben können?“ fragt der Bischof seinen Kaplan. „Ich glaube schon.“ – Szenen aus dem Dokumentarfilm über den Bischof Clemens August, den späteren Kardinal, den „Löwen von Münster“, gestern gedreht von der Tellux-Film München im Auftrage des Zweiten Deutschen Fernsehens an historischer Stätte in der kleinen Stadt Sendenhorst, dort, wo der Bischof nach der Zerstörung des Domes zu Münster 60 Wochen lang in den Jahren 1944 bis 1945 ein neues Domizil gefunden hatte und von wo er seine Diözese verwaltete.
25 Jahre nach seinem Tode wird dem großen Bekennerbischof ein Film gewidmet. In seinem Geburtsmonat (geboren am 16. März 1878 auf Burg Dinklage in Oldenburg) begannen die Außenaufnahmen in und um Münster. Am 23. März drehte man in der Wallfahrtskirche in Telgte, am 24. März im Haus Sentmaring, am 25. März in der St.-Lamberti-Kirche und am 26. März auf dem Domplatz in Münster, wo rund 10.000 Münsteraner als Statisten mitwirkten. Und am gestrigen Montag kamen die Filmleute nach Sendenhorst. Heute werden die Außenaufnahmen auf der Burg Dinklage abgeschlossen.
Autorin dieses Dokumentarspiels ist die bekannte Schriftstellerin Luise Rinser, die hiermit ihr erstes Drehbuch schrieb. Regie führt Paul May, unterstützt von seiner Ehefrau. Die historische Rolle des Kardinals von Galen – in Sendenhorst noch als Bischof – hat Wolfgang Büttner übernommen. Den bischöflichen Hauskaplan und treuen Wegbereiter des Kardinals, Dr. Portmann, spielt Horst Michael Neutze, zwei von Film und Fernsehen her bekannte Charakterdarsteller.
Leichtverwundete deutsche Soldaten (dargestellt von Polizeianwärtern aus der Polizeischule Münster) sitzen im Innenhof des Sendenhorster Krankenhauses St.-Josef-Stift und genießen die warme Frühlingssonne. Bischof Clemens August geht mit seinem Kaplan durch den Hof. Am Fuße der Hauskapelle stutzt er: Amerikanische Panzer ziehen in Sendenhorst ein. Der Einmarsch der Amerikaner in Sendenhorst – der „Löwe von Münster“, der unermüdliche Kämpfer und unbequeme Mahner in schwerer Zeit soll die Siegertruppen nicht gerade gnädig in Sendenhorst empfangen haben – stand im Mittelpunkt der gestern in Sendenhorst gedrehten Szenen.
Der Sendetermin (Sendezeit 90 Minuten) dieses Dokumentarspiels steht noch nicht genau fest. Er liegt in der zweiten Oktoberhälfte oder Anfang November 1971.