1977 - Seit 30 Jahren Karneval der Sportler - Erinnerungen an das erste Narrenfest in der Nachkriegszeit
„Immer wieder auf und nieder“ heißt das Motto 1977 des SG Karnevalsfestes und damit hat der verantwortliche Spielmannszug den Nagel auf den Kopf getroffen. Zwei Tatsachen aber spiegeln diesen Sinnspruch nicht wider: Die konstant steigende Mitgliederzahl sowie die närrische Session. Und über die SG-Narritäten sei hier berichtet.
Drei Jahrzehnte haben Narren und Närrinnen der Sportfamilie es geschafft mit einer Ausnahme – saalbedingt – das Schiff der Freude und des Frohsinns zu steuern. Grund genug, das muntere Treiben der vergangenen 30 Jahre unter die Lupe zu nehmen. Dank der „Männer der ersten närrischen Stunde“ ist ein Blick hinter die Kulissen möglich. Alle Sitzungen der Sessionen von 1947 bis heute sind protokollarisch festgehalten. Jahre war das buntschillernde Dokument heimischen Brauchtums verschollen. Ein glücklicher Zufall brachte es Anfang 1977 wieder ans Tageslicht und bereichert heute das heimatliche Schriftenarchiv.
Die SG Sendenhorst, vormals Turnverein, hatte sich gerade konstituiert, als junge, voll Lebenslust sprühende Männer ein Narrenzepter aufnahmen. Wer kennt sie nicht, die Narren, die den Grundstock Karnevalistischen Treibens in der SG legten: Den unvergessenen Harry Heiringhoff (+ 1976), Bernhard Niesmann, quirlig, lustig; Paul Kottenstein, voller Witz und flotter Zunge; Ferdi Tronberend, schreibkundig und nüchtern; Bernhard Hinkämper, musiktoll und spaßig; Karl Tigger, beweglich und organisationsfreundlich; Valentin Dünnewald, schnell und zielstrebig; Alfred Kruse, zurückhaltend, bescheiden – mutig; Heinz Winzer, Organisationstalent, ideenreich; Hans Drees, herzhaft und frei; Jupp Mannefeld, begeisterungsfähig und anpassend; schließlich Jupp Schmitz, klein aber oho! Schier unglaublich ist heute, was sie auf die Beine stellten in einer Zeit größter Not. Nichts war für diese Männer unmöglich, der Erfindergeist kannte keine Grenzen, inbegriffen die Herstellung geistigen Wassers und das Heranzaubern von Schweinefilets. Nicht umsonst führte der Narrenkreis in seiner sonstigen Freizeitbeschäftigung den Namen „Orga“ der SG und diesem Namen wurde darüber hinaus und gerade in der Karnevalszeit alle Ehre gemacht. (Orga = organisieren).
Noch heute werden die Regularien beachtet, die die Narren vor 30 Jahren eingeführt haben. Der ausgesuchte Kreis – möglichst Sportler, die zusammenpassen und Frohsinn vermitteln können – treffen sich am 11.11. jeden Jahres und erhalten vom Elferrat der ablaufenden Session Prinzenmütze, Zepter und Protokollbuch. Eine später anberaumte Sitzung vollzieht sich nach alten Gepflogenheiten. Der älteste Narr stellt den weisen Antrag und bittet um Vorschläge zur Wahl des Marschalls der Session und Sitzungsleiters. Immer und sehr schnell ist man sich einig, denn trockene Kehlen sind ungeduldig und erwarten Flüssigkeit. Sodann folgen die Wahlen zum Zeremonienmeister, Protokollführer und Mundschenk, dessen Aufgabe recht strapaziös ist. Die Berufungen werden als Ehren angesehen; der Dank ist jeweils eine Runde alkoholischer Getränke. Sechs Narren bleiben vorerst ungeschoren und in der Hinterhand für andere Aufgaben, Ehrungen und Runden.
Der Marschall führt die Sitzungen und ist uneingeschränkter Herrscher. Höllisch aufpassen muß auch er, trotz der vielen Vorbereitungsarbeiten, daß die Gläser gefüllt bleiben, um einem Verweis nicht zu unterliegen, eine Runde nicht angehängt zu bekommen. Bei allem Ernst, der nun einmal in der Planung und Abwicklung von Festen liegt, kommt die Fröhlichkeit nie zu kurz, und die Protokolle weisen auch aus, daß wenige Sitzungen vor 24 Uhr endeten. Schließlich werden noch die Adjutanten des Prinzen und Hofmarschalls gewählt.