Kriegsopferverband tagt in Sendenhorst Arbeitstagung mit fast 200 Delegierten aus dem Kreise Beckum - 32 verdiente Unterkassierer geehrt
Außer den Delegierten und dem Landesgeschäftsführer konnte Zwiener besonders Landrat Frisch, Amtsdirektor Esser, als Vertreter des Versorgungsamts Münster Oberregierungsrat Heinrichs mit Gattin und Kreisamtmann Brüninger als Vertreter des Oberkreisdirektors begrüßen. Ehrend gedachte die Versammlung der Opfer des Krieges, seien sie an der Front, in der Heimat oder bei der Vertreibung ums Leben gekommen, der noch Vermißten und Gefangenen, der Opfer des Nationalsozialismus, der Deutschen jenseits der Zonengrenze und vor allem der Verstorbenen aus den eigenen Reihen, darunter besonders des früheren Beckumer Ortsvorsitzenden Heinrich Kottmann.
Landesgeschäftsführer Kempis ging in seinem ausführlichen Referat zunächst auf die Gliederung des Verbandes ein, der mit 1,5 Millionen Mitgliedern eine der größten Organisationen der Bundesrepublik sei. Weit über 100 000 ehrenamtliche Mitarbeiter und 1 000 hauptamtliche Kräfte seien in den zehn Landesverbänden tätig.
Im zweiten Teil seines Vortrags befaßte sich Kempis eingehend mit den Forderungen des VdK auf Verbesserung der Versorgung für die Kriegsrentner und Hinterbliebenen und die Dynamisierung der Grundrenten. Alle zwei Jahre müßten diese dem ständig steigenden Lohn- und Preisniveau angeglichen werden. Dabei sei eine Angleichung der Grundrenten untereinander zunächst erforderlich.
Er schloß mit den Worten: „Wenn wir alle miteinander das gleiche Ziel verfolgen, werden wir es auch erreichen, aber nur auf dem Boden der parteipolitischen Neutralität.“
Herzliche Grußworte richtete Landrat Frisch an die Delegierten der Kriegsopfer und versprach ihnen, daß von seiten des Kreises für sie wie bisher das Mögliche getan werde. Für die Stadt Sendenhorst hieß Amtsdirektor Esser die Delegierten herzlich willkommen und ließ ihnen je eine Festschrift der Jubelstadt überreichen.
Kreisgeschäftsführer Sunder ging in seinem ausführlichen Geschäftsbericht auf die Arbeit der Kreisgeschäftsstelle ein. Besonders das zweite Neuordnungsgesetz habe im vergangenen Jahr einen verstärkten Arbeitsanfall gebracht. In mehr als 25 Mitgliederversammlungen in den einzelnen Ortsgruppen sei es den Mitgliedern erläutert worden, darüber hinaus seien im vergangenen Jahr in allen Ortsgruppen durch die Geschäftsstelle ganztägige Sprechtage durchgeführt worden, in denen die Anträge besprochen wurden.
Insgesamt seien über die Geschäftsstelle in der Zeit von Mai 1964 bis August dieses Jahres 767 Anträge auf Schadensausgleich bzw. Elternrenten entgegengenommen und bearbeitet worden. Davon bezogen sich allein 623 auf die Gewährung von Ausgleichsrenten und 118 auf die Gewährung von Berufsschadensausgleich, weitere 26 auf Elternversorgung. Besonders schwierig sei die Beschaffung der erforderlichen Unterlagen oder die Benennung von Zeugen gewesen, da durch den Krieg und die Nachkriegszeit viele Unterlagen verloren gegangen seien. Von diesen 767 Anträgen wurden bisher 291 (38 Prozent) befriedigend erledigt, 476 stehen noch aus. Von den 623 Anträgen auf Ausgleichsrenten wurden bisher 263 erledigt und 24 abgelehnt. Von den 118 Anträgen auf Berufsschadensausgleich aber seien erst neun (7,2 Prozent) fertig bearbeitet. Bei 52 Bescheiden sei Widerspruch eingelegt worden und dem in 29 Fällen abgeholfen, 14 Widersprüche waren ohne Erfolg und zwei wurden zurückgezogen. Über sieben Widersprüche stehe die Entscheidung noch aus. Wenn das so weitergehe, dann würden die letzten Bescheide aus dem im Mai 1964 verabschiedeten Gesetz erst 1967 zu erwarten sein.
Dazu sei zu bemängeln, daß zuerst bei der Verwaltung die Ausgleichsrenten neu festgesetzt würden und da, wo man Rückzahlungen leisten müsse, würden diese zunächst eingefordert ohne Rücksicht darauf, ob der Berechtigte nicht auf der anderen Seite Nachzahlungen zu fordern habe; hier könne die Verwaltung Zeit und Arbeit sparen, in dem sie die Bearbeitung koppele und Forderungen und Ansprüche gegeneinander aufrechne.
Abschließend dankte Sunder dem Kreistag für seine Unterstützung bei der Erholungsfürsorge für die Kriegsopfer und erwähnte, daß dank der Beihilfe des Kreises (7 500 DM) 75 bis 80 Erholungsuchende im Jahre einen 14tägigen Aufenthalt im verbandseigenen Heim in Marienhagen nehmen konnten. Auch der Kreisgeschäftsstelle und deren Leiter, Amtmann Brüninger, galt sein besonderer Dank für die verständnisvolle und hilfreiche Betreuung der Kriegsopfer.
Nach einer kurzen Diskussion konnte Landesgeschäftsführer Kempis 32 Unterkassierer und Unterkassiererinnen aus dem Kreise für mehr als zehnjährige ehrenamtliche Mitarbeit im Kreisverband mit der silbernen Landesverbandsnadel auszeichnen. Die Hinterbliebenenbetreuerin, Frau Kaminski aus Beckum, wurde abschließend bis zum nächsten Jahr in ihrem Amt bestätigt.
-vh