Aus dem Jahr 1929 - Drei Schützenfeste in einer Woche
Den Reigen dieser schönen Volksfeste eröffnete am Montag die altehrwürdige Johannesbruderschaft. Es scheinst fast sprichwörtlich geworden zu sein, daß die „Jansbröers“ mit dem Regen beglückt werden, wenn sie nach dem Gottesdienste und dem Frühstück zum Festplatz marschieren.
Nichtsdestoweniger war das Leben und Treiben in der Mühlenkuhle frei von Griesgram und Sorgen des Alltags. Und auch der Himmel machte bald ein freundliches Gesicht. Den Königsschuß tat der Schützenbruder Karl Saerbeck, der sich nach alter Sitte seine Ehefrau zur Königin wählte. Des Nachmittags kämpften die Damen in einer lebhaften Kaffeeschlacht. Der Fahnenschlag ist bei den Jansbröers nicht üblich. Der neue Fähnrich, der sich darin üben wollte, hatte aber das Mißgeschick, daß ihm dabei die Stange zerbrach. In den Abendstunden fanden sich die Schützenfamilien wiederum im Festsaale zusammen, um nach alter schöner Art Stunden des Frohsinns und der Gemütlichkeit zu verleben.
Daß die Freude die beste Medizin ist, weiß auch der Hausarzt des hiesigen Krankenhauses. Und so sollte auch allen Kranken durch ein Schützenfest diese Medizin gereicht werden. Am Dienstag feierte nun das ganze Krankenhaus mit seinen über 300 Bewohnern sein erstes Schützenfest in seinem 40jährigen Bestehen. Mancher mag über diese Idee den Kopf geschüttelt haben. Aber, wenn der Stifter des Hauses, der selige Spithöver, noch lebte, würde er sicher von Rom herübergekommen sein, hätte an dem Feste teilgenommen und Fahne und Königskette gestiftet. Die Anlagen des St. Joseph-Stiftes waren festlich geschmückt. Nach dem Gottesdienst gab es auch hier Töttchen. Ein langer Festzug mit dem berittenen Obersten an der Spitze bewegte sich wiederholt durch die prächtigen Anlagen. Die nicht marschfähigen Kranken schauten vom Bette aus dem frohen Treiben zu, bewunderten den Fahnenschlag von Meister Börger, lauschten auf die Klänge der Musik und die launigen Worte der Festredner. Ein junger Mann aus Sende schoß den Vogel ab und verdiente sich dadurch als Andenken ein Sparkassenbuch mit einer Einlage von 50 M, das ihm der Bürgermeister der Stadt Sendenhorst aushändigte. Die Sterne kamen schon an den Himmel, als allmählich die Freudenklänge verstummten. Als am folgenden Morgen die Großen und Kleinen die Augen öffneten, fragten sich viele, ob es Traum oder Wirklichkeit gewesen sei, was sie gesehen und mitgemacht. Alle fühlten sich gestärkt und gebessert von der vortrefflichen Medizin, die ihnen der fachkundige Hausarzt verschrieben.
Am Sonntag und Montag feiert nun der Allgemeine Schützenverein sein diesjähriges Fest. Nach den Vorbereitungen zu rechnen, wird auch dieses Fest unter seinem neuen Präses unter allgemeiner Teilnahme wieder schön verlaufen.
+ Sendenhorst, 4. Juli. Gestern nachmittag wurde der Arbeiter Fritz Obernostheide in seinem Bette erhängt aufgefunden. Der Unglückliche litt seit langer Zeit an Schwermut. Er glaubte, das Erdendasein nicht mehr ertragen zu können.